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Page:Gedichte Hesse 1919.djvu/160

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Piazzetta

 

Wie wenn auf grünem Teppich leise rollt
Ein blanker Münzenschatz von altem Gold,
So glänzt der grünen Wellen sanfter Lauf
In tausend kleinen gold'nen Feuern auf;
Dazwischen spielend, von der Flut gescheucht,
Des späten Abends violett Geleucht
Und mitten inne wie ein fürstlich Siegel
Des gold'nen Riesenglobus scharfer Spiegel.
Der nahen Inseln Kirchengiebelkette
Starrt blauschwarz auf in strenger Silhouette,
Dahinter schon—man ahnt, doch sieht es nicht—
Des jungen Mondes scheues Silberlicht.
Vom Markusplatz kommt irrend und gedämpft
Musik herüber, die im Winde kämpft,
Bald taktelang mit klarem Ton erklungen,
Bald ganz vom Laut des Wellenschlags bezwungen,
Der wechselnd an die Gondeltreppe tönt
Und oft mit raschem Schaum die höchste krönt.
Was Herbes meine Seele je bedrückt,
Ist hin, ist fern, in Traum und Lieb entrückt,
Und was von Not und Qual ich mitgebracht,
Verklingt großtönig in die schöne Nacht.