Ostpreussische Sagen und Schwänke/Worscht oder Göld
Ön dem Körchderp P. bi Wehlau
Sprung de Kanter balkehoch,
[054]Als de Scholstund wär to Ende
Ging to Beer he noah dem Krog.
Sien Prozeß wär grot gewonne,
Dat Erkenntniß had he schon:
De Kalend för fief Joahr lewre
Suld de Groaf als Scholpatron.
Säwe Centner Worscht gerekert
Stunde nu dem Kanter to
Oder hundertvörzig Doaler,
Hei, wie wär de Lehrer froh!
Soffil Göld op enem Hupe
Had he noch sien Lebtag nich,
Alles kunn man daför hebbe,
Perd on Woage söcherlich. —
Noah dre Wäke heel e Woage
Bi dem Kanter vöre Deer,
De Inspekter steg da runder,
Säd: „De Groaf schöckt mi hierher.“
„Ah, Se bringe de Kalende,“
Antwortet de Kanter drop,
„Telles man de harte Doalersch
Hier an dissem Deschke op.“
„Ja,“ seggt de Inspekter schmunzelnd,
„De Kalende bring ich zwoar,
Doch nich so, wie Se dat meene,
De Herr Groaf schöckt hier de Woar.“
„Wat,“ schriet nu de Kanter boßig,
„Ick krieg nich dat boare Göld?"
[055]„Nei,“ seggt de Inspekter ruhig,
„Mien Herr toalt, wiet em geföllt.“
On nu ware awgeloade
Volle säwe Centner Worscht.
„De Herr Groaf lät bestens größe
On wönscht Enne schöne Dorscht.“ —
Dremoal däglich eet de Kanter
Nu de Worscht möt trurgem Sönn,
Enget leet he uck verkeepe,
Välet sull verschömmelt sön.