Läuschen und Rimels/Wer is kläuker
Wi hadden hier tau Lan’n en Preister,
Dat was en sihr olt snurrig Mann,
Doch in sin Predigt was hei Meister,
Hei predigt so, dat jedermann
Sick licht dorut vernemen künn;
Un, wat sin Text ok grad müggt sin,
Hei wüßt sin Thema so tau dreihn,
Dat hei kamm rinne in den Sadel,
Von wo ut hei sin leiw Gemein
Mit spitze Würd’ un dristen Tadel
So recht tau Water riden künn.
[234]Na, einmal würd sin Text denn sin,
Wo uns’ Herr Christus äwer’t Water führt
Un wo de Sturm den See uprührt.
Dit deilt hei sick nu nüdlich in:
De irste Deil was »Gott im Sturm«,
De tweite was »Der Mensch im Sturm«,
De drüdd »Der Mensch des Morgens nach dem Sturm«.
So kamm hei denn up’t Bramwindrinken
Un von den Bramwin up de Deiweri
Un würd denn sin Gemein – verstehst mir? Wie? –
Gehürig mit den Tunpahl winken.
Sei hadden em sin Wisch uthött,
Un’t würd ehr utenanner set’t,
Dat nich allein des Nachts Inbreken
Un heimlich Musen Stehlen wir.
»Nein, meine Freunde«, würd hei spreken,
»’s ist Diebstahl auch, wenn einer mir
Die Wiese, ohn’ es zu vergüten,
Mit seinen Pferden läßt aushüten.«
Na, dat is gaud! De Predigt is nu ut,
De Lüd’ gahn ut de Kirch herut,
Un de Herr Paster sitt recht schön
In’n Lehnstaul in sin Stuw’, dunn kloppt dor wen.
»Herein!« – ’rin kümmt de Schult un säben Buren.
»Wi kamen tau den Herrn Pasturen,
De Predigt was uns doch tau hart. –
Na, red nu du mal, Vadder Swart!«
»Ja, Herr Pastur«, seggt Swart, »Sei säden,
Dat wi Ehr Wisch uthäuden deden.
Dat’s nich an dem, dat’s woll nich so. –
Na, nu red du mal, Ramelow!«
»Ja«, seggt denn Ram’low, »nich de Mähren,
De Gäus’, Herr Paster, sünd dat west;
De Tun is nich de allerbest,
Un de oll zackermentschen Gäus’ –
[235]Na, nu red du mal, Vadder Heys’!«
»Ja, Herr«, seggt Heys’, »dat sünd de Gäus’!«
»Dat sünd de Gäus’«, segg’n s’ alltausamen,
»De sünd in Ehre Wisch rin kamen,
De krupen allentwegen dör,
Un, Herr, dor kän wi ok nich vör.«
»Je«, seggt de Paster, »dat sünd all so’n Saken;
Indessen jitzt is nicks dorbi tau maken.«
De Buren segg’n »Adjüs!« un gahn,
Doch buten bliwen sei bestahn
Un stöten sick enanner an.
»Hei’s süs so’n ollen klauken Mann,
Un let sick hüt doch so beluren!«
»Ja, Kinnings«, seggt de Schult, »wi Buren,
Wi sünd denn doch en ganz Deil kläuker;
Hei is woll klauk up sine Bäuker,
Indessen doch ...« – »Ja«, lacht oll Heys’,
»Hei glöwt wohrhaftig, ’t sünd de Gaus’!«
Den negsten Sünndag stunn de Herr Pastur
In sinen swarten Rockelur
Up sine Kanzel wedder dor;
Doch was’t, as wenn em sin Tolor
En beten dick un vüllig satt,
As hadd hei in den Bussen wat!
Hüt kanzelt denn mal uns’ oll Paster!
»Das Lügen«, seggt hei, »ist ein Laster.
Wir strafen es mit Recht an Kindern
Und geben ihnen derb die Rute.
Was tun wir aber alten Sündern,
Die, überlegt, mit kaltem Blute
Uns in das Angesicht belügen?
Die könn’n die Rute nicht mehr kriegen,
Und Strafe muß doch sein! – In solchen Fällen
Muß man den Lügner an den Pranger stellen.
Schult«, seggt hei, »Swart un Ramelow un Heys’
[236]Un denn ji annern vir, ji sädt,
Von Pird wir in min Wisch kein Red’;
›Herr Paster, ne! – dat sünd uns’ Gäus’.‹
As freche Lägner staht ji dor!«
Un langt herin in den Tolor
Un halt wat rut un smitt taum Schreck
Von uns’ veninschen dummen Buren
Pirdappel ehr an ehre langen Uhren.
»Ich frag euch, ist dies Gänsedreck?«
Un ward sin Bauk tausamen slahn
Un ut de Kirch herute gahn.
Un buten up den Kirchhof stahn
Tausamen wedder unsre Buren
Un kratzen sick de langen Uhren
Un holl’n so’n rundes Ding in Hän’n
Un dreihn un wenn’n
Un dauhn dat linksch un rechtsch betrachten,
Bet Schultenvadder endlich seggt:
»Hei is doch kläuker, as wi dachten!
Ja, de Herr Paster, de hett recht:
De Eier hett kein Gaus nich leggt.«