Läuschen und Rimels/De nige Paleto
Oll Jochen Bohm, dat was en Pächter.
»Ne, ne, min leiw Herr Nachbor«, seggt’e,
»Tau so’ne Stückschen bün’ck tau olt.
Wo? Ick süll nochmal Fahrenholt
In desen slichten Tiden pachten?
Dor lachten jo de Häuner äwer
Un hadden recht ok, wenn sei lachten.«
»Herr Bohm, Herr Bohm, erlauben Sie?
Bei Wissenschaft und bei Chemie,
Stallfütterung und bei Dränieren
Kann man dreifache Pacht riskieren.«
[281]»Wo? Ick süll dor min Geld vergraben?
Min Veih süll nich in’t Gras herin?«
»Erlauben Sie, Herr Bohm, Sie haben
Davon den reichlichsten Gewinn.
Herr Bohm, bedenken Sie doch bloß,
Das Gut wird ja noch mal so groß,
Wenn wir nach neuestem System
Das Rindvieh auf dem Stall behalten,
Wir brauchen ja nicht Brach zu halten.«
»Na, dit geiht mi doch äw’re Böm!
Kein Brak! – Kein Brak? Kein reine Brak?
Herr Nachbor, ne, Ehr Wurt in Ihren,
Un Growheit is nich süs min Sak,
Doch dit’s gradtau en dummen Snack,
Den kän’n S’ sick up en Knüppel sniden,
Un nahsten kän’n S’ dor Hun’n mit smiten;
Ick gew dorför kein Pip Toback
Un lat mi von kein Schap nich biten.«
»Erlauben Sie, Herr Bohm, in diesen Zeiten ...«
»Ei wat! – Erlauben Sie, erlauben Sie.
Ick frag den Düwel nah Chemie
Un will von nige Mod’ nicks weiten.
För’t Rindveih hürt de frische Slag,
De oll, de is de Schap ehr Flag,
Un för de Faselswin de Brak,
So is de Sak!
So het’t uns’ Herrgott ingericht,
Dat jedes Veih dat Sinig kriggt,
Un seihn S’«, un nimmt de Fust un dämmert
Eins up den Disch, »de ni Geschicht,
De is von Ur tau En’n belämmert.«
»Erlauben Sie, Herr Bohm ...« – »Ei wat!
Erlauben Sie, erlauben Sie –
Ick nem min Fru un Kind mit mi
Un treck herinne in de Stadt;
För mi is hir nicks mihr tau braudern.
[282]Nah Fahrenholt, dor kem am besten
So’n recht Gelihrten, de’t verstünn,
De’t Gaud mit Vagelmeß afmesten
Un all sin Veih mit Sagspön faudern
Un denn in’t Burken setten künn.
Ick bün nich för de nige Mod’,
Ick will nich mihr. Adjüs, Herr Rohd!«
As Fahrenholt verpacht nu ward,
Dunn kriggt dat so’n gelihrt Entspekter;
De oll Herr Bohm treckt in de Stadt,
An’n Hoppenmark nah Rostock treckt’e.
Un as hei nu den irsten Morgen
Sick mit de Pip in’t Finster leggt,
Röppt hei sin Fru hentau un seggt:
»Den Kaffee lat de Dirn besorgen;
Kumm sett di an dat Finster ’ran,
Kik blot mal ut! – Wat will wi mihr?
Is’t nich, as man sick’t wünschen kann?
Na, so wat makt mi nu Pläsier.
Wat is’t för’n Lewen up de Straten!
Kik dor mal dit! Kik dor mal dat!
Kik dor, dor kamen gor Soldaten!
Ne«, seggt hei, »Lining, Stadt bliwwt Stadt.
Un ick süll mi in ollen Dagen
Noch mit de nigen Moden plagen
Un mit de duwwelt Pacht afquälen,
Dat süll mi fehlen!«
As nu sin Döchting kümmt herin,
Röppt oll Herr Bohm: »Kumm ’ranne, Fiken!
Kannst ok en beten rute kiken,
För di ward’t ok pläsierlich sin.«
So sitten sei den irsten Dag, den tweiten,
Den drüdden Dag; Herr Bohm, de sitt
Un will von nicks as Kiken weiten,
Un Fru un Fiken kiken mit.
[283]Doch endlich fangen Fru un Fiken
Von’t ew’ge ut dat Finster Kiken
Recht herzlich tau hujahnen an,
Un oll Herr Bohm, de hujahnt mit.
»Je«, seggt Herr Bohm, »dit is doch man,
Dat ein sick dumm un dämlich sitt,
Wi kän jo ok herüm spazieren
Un kän jo ok spazieren führen,
Wi kän’t jo lasten; heww’n dat jo.«
»Ja, aber, Vating«, seggt lütt Fiken
Un ward em üm den Bort rüm striken,
»Zuerst en neuen Paleto.«
»Ja«, seggt denn ok de leiwe Fru,
»Ja, Bohm, vor allen möst du nu
Di nah en Paleto ümseihn –
Kik rut! Ahn so’n Ding geiht hir kein.«
Herr Bohm, de wehrt sick, wat hei kann.
»Wat gahn mi nige Moden an?
Heww’ck nich de schöne ni Mantäng,
De’ck mi irst vör en Johr let maken?«
Doch Fiken, de ward düller straken
Un bringt den Ollen in’t Gedräng,
Un Mutter, de lett ok nich nah,
Un Jochen Bohm seggt endlich: »Ja!«
Un denkt: Ei wat! Man furt mit Schaden!
Un fröggt sick nah en Klederladen.
»Gu’n Tag auch, Herr, mein Nam’ is Bohm,
An’n Hoppenmark un Ökonom.
Ich wünsch ’ne neue Paleto.
Wenn Sie ’ne fert’ge haben, so
Tun Sie mich diese mal eins her.«
(Oll Jochen Bohm sin Mod’, de wir,
Dat hei mit »Ihnen, mich un mir«
Hellsch dwaslings ’räwerfideln ded;
Den Snider gung dat ebenso.)
»For Sie en neuen Paleto?«
[284]»Ja«, seggt uns’ Jochen Bohm, »for mir;
’ne braune, wenn ich bitten möcht!«
»Ein brauner ist noch grade hier.«
Un Jochen, de probiert dat Beist
Un kickt un strickt un treckt un seggt:
»Hier oben tut sie prächtig passen,
Doch lang is sie mich allermeist,
Sie denken woll, ich soll noch wassen?«
»Dies nicht; nein würklich, dieses nicht!
Es ist die Mod’ nu einmal so,
Ich hätt die Mod’ erst nilich kriggt;
Dies ist der richt’ge Paleto.
Die Mod’, die macht ein groß Geschäft,
Den einen hab ich man noch liegen,
Und was de Längde anbetrefft,
So ist die Kürze leicht zu kriegen.«
»Ja, dat is wohr«, seggt Jochen Bohm,
»En En’nlang af, en frischen Som –
Na, Meister, woviel kriegen Sie?
Un legg’n Sie mich auch Flicken bi
Un auch en bitschen Zeug zum Futtern.«
Bekickt sick hin’n un vör noch mal
Un geiht de Blaudstrat stramm hendal
Un kümmt denn nu herin nah Muttern.
De springt tau Höcht: »Na, Jochen, sühst du?
Gaud teigen Johr nu jünger büst du,
De Paleto, de kledt di mal!«
Un treckt den Rock nah unnen dal
Un röppt herut: »Kumm rinne, Fiken!
De Paleto! – Kik Vadding bloß!«
Un Fiken kümmt, un nu geiht’t los,
De beiden Frugenslüd’, de striken
Den ollen Herrn den Rock so glatt,
Bet hei as in ’ne Wustslus’ satt.
»So sitzt er gut! – Sieh! Mutter, so!
Herrje, der schöne Paleto!«
[285]Fru Bohmen leggt indeß bedächtig
Den Kopp in ehre Hand herin
Un seggt: »De Paleto is prächtig,
Doch künn hei ’n beten körter sin.«
»Ja«, seggt ok Fiken, »hei ’s tau lang,
’ne Virtelehl tau lang geraden,
Twei Hän’nbreit af, dat kann nich schaden.«
»Na«, röppt oll Jochen Bohm mit mang,
»Heww ick’t nich seggt, sei wir tau lang?
Doch de oll nägenklauke Snider,
De säd, so wir sei in de Mod’.«
»Wat?« seggt sin leiwe Fru, »wat wir’e?
De in de Mod’? – Dat is so’n Snacken!
Hei is di vel tau lang in’n Schot,
Hei geiht di jo bet up de Hacken.
Dör möt wat af, twei Hän’nbreit;
Indessen, dat’s ’ne Kleinigkeit.«
Ok Fiken seggt: »Dat’s lichting dahn,
Un morgen ward spazieren gahn.«
Den annern Morgen in de Früh
Snorkt Jochen noch sin Melodi,
Dunn is sin leiwe Fru all buten
Un ward dat Klederschapp upsluten
Un halt herut den Paleto
Un halt sick Nadel, Schir un Twirn,
Un ritsch un ratsch! »So, Vading, so!
Nu kannst du in em rüm spazier’n,
Nu ward hei in de Mod’ woll sin«,
Un hängt em in dat Schapp herin.
Un dat is gaud. – So hen tau säben
Fängt Fiken ok an uptaulewen,
Steiht up un fängt sick an tau waschen,
Dunn schüt’t ehr dörch den lütten Dätz:
»Wahrhaftig ja! – So ist’s, so geht’s!
Du sollst dein Vating überraschen,
[286]Du schneid’st ’ne Viertelelle ab.«
Un wutscht herunner nah dat Schapp
Un halt den Paleto herut
Un drummelt rings üm in den Schot
Twei Handbreit af. »Nun ist er gut,
Nun ist er nach der neuesten Mod’.«
Nu fixing noch en frischen Som –
Wie wird sich nun ihr Vating hägen!
Du kannst woll lachen, Jochen Bohm.
Hei slöppt indeß. – So hen tau nägen,
Dunn ward hei ok sick rute rögen,
Un’t is soglik sin erst Gedank:
»Din Paleto is di tau lang;
De Fru’nlüd’ laten doch kein Rauh,
Du möst ehr man tau Willen sin!«
Un röppt sin Mäten lis’ herin
Un flustert ehr ganz sachting tau:
»Dürt«, seggt hei, »Dürt, in’t Klederspind,
Dor hängt ’ne Paleto, min Kind,
Dat Ding, dat is tau lang geraden,
Dat bring mal nah den Klederladen
Un segg den Mann: ick hadd doch recht,
Dat wir doch, as ick gistern seggt:
Sei wir tau lang mi vel tau vel,
Dor müßt wat af, ’ne gaude Virtelehl.
Un tau min Fru ward nich doräwer spraken,
Ick will ehr dor ’ne Freud’ mit maken.«
Un Dürt, de geiht un kümmt taurügg.
»Herr«, seggt s’, »de Snider wunnert sick,
Wo dor noch woll wat ’runner künn,
Dat Ding würd vel tau kort all sin.«
»Gott’s Weder«, seggt oll Jochen Bohm,
»Is denn de Kirl ganz in den Drom?
Segg em, dat wiren Dämlichkeiten,
Min Moden müßt ick beter weiten,
[287]Un segg em, Dürt, ick heww di seggt,
Grad wil hei sick dorwedder leggt,
Grad dorüm, dorüm, sall sei so!
Ick wull ’ne korte Paleto.«
Un Dürt, de geiht, kümmt wedder t’rügg.
»Herr«, seggt s’, »hei schüddköppt fürchterlich,
Doch endlich sned hei wat von af
Un säd, as hei s’ mi wedder gaww,
Nu würd sei denn woll kort naug sin.«
»Schön«, seggt de Oll, »denn nimm sei man
Un häng’ sei in dat Schapp herin.«
De Tid taum Utgahn kümmt heran,
De beiden Frugenslüd’, de freu’n
Sick jede up ehr eigen Hand.
Fru Bohmen denkt: »Ne, wo galant
Ward Jochen in den Rock utseihn!«
Un set’t en Haut mit Feddern up.
Un Fiken in den stiwen Rock,
De süht denn nu so nüdlich ut,
As wenn ’ne dresselt Kläterpupp
In eine Tunn rin krapen wir
Un kek nu ut dat Spundlock rut.
Wat is dat Kind doch glatt un schir!
Wat is sei nüdlich antauseihn!
Wo gahn ehr un’n de leiwen Bein
As en por lust’ge Klockenswengel!
Na, Fiken is en wohren Engel.
»Nun sind wir in der Mod’ – süh so!
Auch Vating mit den Paleto.«
Un oll Herr Bohm, de is so froh:
Wat würd’n de Frugenslüd’ sick hägen,
Wenn s’ nu dat Ding tau seihen kregen!
Un stellt sick vör de Stuwendör,
Mit eine Hand all an de Klink.
»So, Dürt, nu gah un hal dat Ding,
[288]Nu bring’ de Paleto mal her! –
Wat de woll maken grote Ogen!
Nu help s’ mi an! – Nu up de Dör!«
De Dör geiht up, dor steiht uns’ Jochen –
In’n Paleto? – Ih, dummen Snack!
Ne, in ’ne kort Husorenjack.