Läuschen und Rimels/Dat Ogenverblennen
[164]»Wo, Jochen, wo kümmst du denn her?«
»As ick? Ick was tau Stadt herin.«
»Wat? Haddst du wat Besonners vör?«
»Dat eben nich. Denn süh, ick bün
Man blot einmal herinnerreden,
Üm mi mal ens tau verlustieren,
Denn mine Nahwerslüd, de säden,
Dat dor jetzt Kunstenmakers wiren.«
»Wo so? Wat maken de vör Kunst?«
»Je, wat weit ick? Is’t blagen Dunst,
Is’t Fixigkeit in ehre Hän’n?«
»Na, segg doch mal, wat makten s’ denn?
Dat was woll blot man Ogen tau verblen’n?«
»Je hür mal, Brauder Krischan, wenn
Ick di dat all so süll vertellen,
Du würd’st för’n Dummerjan mi schellen.
Gefährlich was’t, dat’s wohr! Gefährlich was’t,
Wat sei dor allens maken deden.
Ick heww ehr eklich up de Fingern paßt,
Doch kunn ick nicks nich an ehr spören.
Des Middags reden s’ dörch de Strat
Un makten einen groten Prat,
Wat sei des Abends wullen maken.
In’n Haut, dor wull’n sei Eierkauken backen,
Band spucken wull’n sei, Füer freten,
Sei wull’n de Köpp sick runner sniden laten
Un sei sick wedder ankurieren
Un denn dormit herümspazieren.
Sei wullen, ahn em antaufaten,
Den Aben pitschen ut de Dör
Un wull’n den Düwel danzen laten.
Un wenn dit all gescheihn, nahher,
Denn wull’n sei wisen uns en Jung’n
Von einen Hahn un ein Karninken. –
[165]Na, as dat Stück denn nu anfung’n,
Dunn ward ick denn mit Hanne Wienken
Ok richtig nah den Kram herinner däsen.
Gotts Dunner! Ne! Wat was dat dor för Wesen!
De eine Kirl, de makt denn so’ne Stücker!
En Husdörnslätel un en Stuwendrücker,
De putzt hei weg, as wir’t ne gele Wörtel.«
»Ih, Jochen, ’t is jo doch am En’n
Nicks wider as blot Ogenblen’n.«
»Du wardst dat hüren. Lat man sin!
In sinen Haut, as in ’ne Schörtel,
Slog hei ’ne Mandel Eier rin.
Makt Füer unnen an geswinn
Un backt dorin, as ick all seggt,
En schönen Eierkauken t’recht.
Dunn rep hei mi. ›Min Söhnchen‹, säd’e,
›Kumm doch einmal ein bitschen neger ran
Un setz dir an den Disch heran.
Wir will’n heut abend doch mal beede
Tausamen Eierkauken essen.
Sag, magst du ok woll Eierkauken?‹
›Verdeuwelt girn eten dauh’ck en‹,
Säd ick, un hei halt unnerdessen
En Metzer un ’ne Gabel ran.
Un nu güng denn dat Eten an.
Grad as min Ollsch mit minen lütten Braudern
So fung hei an mit mi tau faudern.
Hei höll mi vör dat Mul en Happen,
Un wenn ick denn dornah wull snappen,
Wupp! was de Happen weg mitsamt de Gabel,
Un ick kreg mit den Stähl eins up den Snabel.
›Hei Racker‹, säd ick, ›lat Hei dat!
Lat Hei sin Streich’, süs giwwt dat wat!‹
Doch, wupp! satt mi up sin Gebott
An minen Mul en grotes Slott,
Un as’ck mi nu dat nich will beiden laten,
[166]Dunn kriggt min Hand ’ne Pogg tau faten.
›Wat?‹ segg ick, ›makst mi so’n Spuz?‹
Un nem dat olle Ding un smit
Nah sinen Kopp; un wat geschüht?
De Pogg, de würd en Rosenstruz,
Un rechtsch un linksch heww ick an minen Bregen
’ne rechte dücht’ge Tachtel kregen,
Un’t würd ok gor nich länger duren,
Dunn stülpte wat, so wohr ick ihrlich bün,
Den Eierkaukenhaut mi äw’re Uhren,
De Hälfte Kauken satt noch d’rin,
Ded Hor un Ogen mi verklistern,
Un ick satt wunderschön in’n Düstern.
Dit’s nett, säd ick, dit nenn
Ick wunderschön, dat is tau lawen:
Irst maken s’ einen duhn un denn,
Denn stöten s’ einen in den Graben!
Nu füngen s’ all denn an tau lachen,
Un’t würd en schreckliches Gehäg,
Dat ick mi müßt so afmarachen,
Bet ick den Haut herunner kreg.«
»Je, Jochen, ’t is doch ganz gewiß,
Dat dat man Ogenblennen is!
Blot Ogenblennen! Sicherlich!«
»Doch so’ne Ort von Ogenblen’n,
De möt ick utverschamten nenn’n.
Ne, Krischan, so wat paßt sick nich,
Ne, Krischan, so en Ogenblen’n,
Von dat mi noch de Backen brenn’n,
Ne, Krischan, ne! Dat mag ick nich.«
»Na, Jochen, wenn ’ck di recht verstahn,
Denn was’t doch hirmit noch nich all,
Denn kamm jo noch en annern Fall
Von en Karninken un en Hahn.«
»Dat kamm tauletzt, as allens was tau En’n;
Dat äwerst was kein Ogenblen’n!
[167]Hei wull uns einen Jungen wisen
Von en Karninken un en Hahn.
Ick dacht, de Sak süll los nu gahn.
Je, Proste Mahlzeit! Wünsche woll tau spiesen!
De Sak kamm anners, as ick dacht:
De Düwelskirl kamm rut un lacht
So heimlich vör sick hen, so in sick rin,
As hadd hei recht wat in den Sinn.
›Geehrte Herrn un Damsen‹, säd ’e,
›Ich gab heut middag mir die Ehre,
Ein schönes Stück Sie zu versprechen,
Jetzt muß mein Wort ich leider brechen –
Das Junge von Karninken un von Hahn
Is leider mich mit Dod afgahn.
Doch sollen Sie zu kort nich schießen,
Ich will Sie gleich was anners wisen.
Ich will dafür die beiden Öllern zeigen,
Die soll’n Sie gleich zu sehen kreigen.‹
Un dormit wis’t hei mi un Hanne Wienken
En schönen Hahn un en Karninken!
En wittes, lewiges Karninken!
Un einen bunten, schönen Hahn!
Kann dat woll tau mit rechten Dingen gahn?«
»Blot Ogenblen’n, Brauder Jochen!«
»Wo is dat mäglich! Heww ick denn kein Ogen?
Ick ward doch en Karninken kenn’n!«
»Dat schad’t nich! Is doch Ogen tau verblen’n!«