Läuschen und Rimels/'ne Geschicht' von minen ollen Fründ Rein ...
Min oll Fründ Rein .... was mal tau Ludwigslust
As Kannedat. – Nu hett hei just
In sinen braven, leiwen Lewen
Nich vel up schöne Kleidung gewen:
En grisen Rock, ’ne grise Büx,
En gris’ Gesicht, doch’t Hart noch jung,
Dat was sin Up- un Neddersprung,
Wenn hei sick mal eins smet in Wichs.
Doch wer em richtig kennt’, de trock
De Mütz vör sinen grisen Rock
Un vör sin grises Angesicht;
Denn dat oll dämlich Sprüchwurt lüggt:
De Rock makt nümmer mihr den Mann,
As ick dörch em bewisen kann.
Na, einmal gung hei nah Kabellen,
Sick ’s Abends dor wat tau vertellen
Un in en muntern lust’gen Swarm
En Seidel Bier dortau tau drinken,
[338]Denn dunn ded’n mit den langen Arm
Em noch de ollen Kneipen winken.
Den Abend äwer was dat still,
Denn blot so’n Worm von Kannedat,
De’t Seminor besäuken süll,
Dat is de ganze Wirtshusstat.
Den Kannedaten ward de Tid
Ok lang, un durt nich lang’, so tüht
Hei sick nah Rein .... en neger ran
Un fängt mi em tau snacken an
Un redt em an, »min leiwe Fründ«,
Un fröggt up Plattdütsch em: »Wer sünd
Sei, Fründting, wenn ick fragen darw?«
Na, Rein .... en kettelt dit nu heil.
»Ick«, seggt hei, »bün bi Bäcker Breul
Gesell un driw dor min Gewarw.«
Na, de Kann’dat, de will sick maken,
Hett hei tauirst blot plattdütsch spraken,
So geht er nun ins Hochdeutsch über
Un nennt den Annern nu »mein Lieber«.
Un Rein ...., de antwurt’t hochdütsch wedder.
Na, den Kann’daten wunnert dit,
Dat Rein .... dat kann, un hei treckt mit
Latinsche Brocken von dat Ledder,
Blot dat de Burß doch marken sall,
Dat sine Wissenschaftlichkeit
Hoch äwer’t Bäckerhandwark steiht.
Doch wat geschüht? Dat wohrt nich lang’,
Dunn bröckelt Rein .... Latinsch ok mang,
Un dat nich för de Langewil:
Redt von Horaz un von Virgil
Un von den oll’n Terenz nich minner,
As wir’n de drei sin Annerbäulkenkinner,
As hadd hei s’ ümmer helpen müßt,
Wenn ein von ehr sin Lex nich wüßt.
De Kannedat, de kickt un hürt;
[339]Denn orndlich gruglich för em wir’t,
Dat so en Deigap wüßt Bescheid,
Wat in Horazen un Virgilen steiht.
»Merkwürdig«, seggt’e, »sehr! Mein Lieber,
Ich muß gestehn, ich wund’re mich darüber,
Daß Sie ...«
»Min Tid«, seggt Rein ...., »is nu vörbi,
Wi känen späder wider reden,
Ick möt nu hen un Stuten kneden.«
Un nimmt sin Mütz un seggt: »Adjü!«
De Kannedat, de kümmt den annern Morg’n
Tau sin Kam’raden, de in’t Seminor
Tau’t Schaulholl’n dor sünd inpaukt word’n,
Un weit nu naug nich tau vertellen,
Wo dat hei gistern bi Kabellen
En ganz gewöhnlichen Deigapen
Taufällig in de Wirtsstuw drapen.
»Wenn ich’s erzähl’, Sie sagen: ’s ist nich wahr!
Denn, denken Sie, der Mensch, der sprach Latein;
Die Bildung muß durch hies’ges Seminar
Gewaltig vorgeschritten sein.«
Un nu beschriwwt hei denn den Gast.
»Na«, lacht denn nu hell up de ein,
»Ick wedd dorup, dat was Fründ Rein ....«
»Ja«, lachen s’ all, »Fründ Rein ...., de was’t!«
Un as em dat verklort nu ward,
Dat hei taum besten hollen wir,
Dunn seggt de Kannedat: »Na, wart’!
Ob ich mich nicht mal revangier’?«
Den Nahmiddag teihn hümpelwis
De Ludwigsluster tau’n Kanal;
Dat is so’n speigelblankes Is,
Un allens flitscht dor up un dal.
Ok in den grisen Rock Fründ Rein ....,
[340]De stakt dor rüm mit sine langen Bein
Un löppt dor Schritschauh, dat’t so pufft,
Sin Hakennäs’ hoch in de Luft.
Kum hett em de Kann’dat dor seihn,
Dunn rönnt hei piplings up em in.
»War’n Sie nicht gestern bei Kabell?
Und sind Sie nicht ein Bäckergesell?
Nun sag’n Sie mal, wer ich woll bin?«
»Je«, seggt uns’ Rein ...., »wat süll’n Sei sin?
So’n Ihrenkannedat villicht?«
»Mein lieber Freund, das bin ich nicht,
Ich bin ein richt’ger Schneidergesell.«
»Dat dacht ick mi«, seggt uns’ Fründ Rein ....
Un swenkt links af mit sine langen Bein,
»Dat heww’ck Sei gistern glik anseihn.«